Jahresabschluss 2021 und Zahlen zum ersten Halbjahr 2022

VTB Bank (Europe) SE in Frankfurt legt Jahresabschluss 2021 und Zahlen zum ersten Halbjahr 2022 vor

12.09.2022

  • Geschäftsjahr 2021 schließt mit einem Jahresüberschuss von EUR 26,9 Mio.
  • Die Folgen der Sanktionen gegen russische Finanzinstitute haben Spuren in den Geschäftszahlen des ersten Halbjahres 2022 hinterlassen
  • Die Liquiditätssituation der Bank bleibt stabil

Das Geschäftsjahr 2021 konnte die VTB Bank (Europe) SE (VTBE) mit Sitz in Frankfurt trotz spürbarer Auswirkungen der Corona-Krise mit einem Jahresüberschuss von EUR 26,9 Mio. abschließen, wie aus dem jetzt veröffentlichten Geschäftsbericht der Bank hervorgeht. Die Geschäftsentwicklung war 2021 positiv und dies setzte sich auch in den ersten sechs Wochen des Jahres 2022 fort. Mit dem 24. Februar 2022 änderte sich das Geschäftsumfeld für die deutsche Tochtergesellschaft der zweitgrößten russischen Bank allerdings grundlegend. 2021 noch eine profitable und international anerkannte Bank mit einem klaren Fokus, haben der Angriff Russlands auf die Ukraine und die deswegen verhängten Sanktionen gegen russische Finanzinstitute ein Geschäftsumfeld geschaffen, das eine Fortführung der bisherigen Geschäftstätigkeit der VTBE unmöglich macht. So hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (BaFin) als in Deutschland zuständige Aufsichtsbehörde der VTBE Ende Februar 2022 jegliches Neugeschäft untersagt.

„Wir waren über viele Jahre hinweg eine gesunde Bank mit einem starken Einlagengeschäft hier in Deutschland und einem gut diversifizierten Kreditportfolio, das ordentliche Margen abwarf und auf kontinuierliches Wachstum ausgerichtet war,“ sagt CFO Miro Zadro, der als einziges Mitglied des Vorstands aus dem Jahre 2021 noch verblieben ist und die Bank durch eine kritische Phase unmittelbar nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine geführt hat. Ausgelöst durch den Russland-Ukraine-Krieg hatten zahlreiche Einleger ihre Einlagen bei der VTBE abgezogen.

Die Bilanzsumme schrumpfte seit Jahresende 2021 um mehr als ein Viertel von EUR 7,3 Mrd. auf EUR 5,4 Mrd. Dieser Rückgang ist vor allem auf Abflüsse von Spareinlagen und Festgeldern zurückzuführen, die sich insgesamt von EUR 4,1 Mrd. auf EUR 2,6 Mrd. reduzierten.

Auch das Kreditvolumen ging deutlich zurück, von EUR 7,4 Mrd. auf EUR 5,5 Mrd. Hintergrund sind Fälligkeiten, aber auch vorzeitige Rückzahlungen, denen als Folge der aufsichtsrechtlichen Maßnahmen der BaFin kein Neugeschäft mehr gegenübersteht. „Erfreulich war, dass einige Kunden aufgrund der prekären, von der Bank unverschuldeten Lage, bereit waren, ihre Verbindlichkeiten uns gegenüber vorzeitig zurückzuführen“, sagt CFO Zadro, „das hat dazu beigetragen, unsere Liquiditätssituation stabil zu halten. Wir werden uns weiterhin um vorgezogene Rückzahlungen bemühen, wenn dies zu vertretbaren Konditionen realisierbar ist.“

Der Überschuss des Vorjahres hat sich zum Halbjahr in einen Verlust von EUR 35,8 Mio. verwandelt, der vor allem auf Abschreibungen, Währungsverluste wegen fehlender Absicherungsmöglichkeiten, sowie ausbleibende Neugeschäftsprovisionen bei fortlaufenden Betriebskosten zurückzuführen ist. Das Eigenkapital ist dennoch mit rund EUR 1,0 Mrd. stabil. Eine außerordentliche Hauptversammlung hatte bereits im März beschlossen, die Summe aus einem Gewinnvortrag der Jahre 2019 und 2020 sowie dem Jahresüberschuss 2021, die insgesamt EUR 121,4 Mio. ergeben, in die Gewinnrücklagen einzustellen.

Durch das geschrumpfte Geschäftsvolumen haben sich wichtige Finanzkennziffern wie die Kernkapitalquote (CET1) von 15,9 Prozent auf 23,8 Prozent verbessert. Die Quote liegt deutlich über dem regulatorisch vorgeschriebenen Mindestwert von 9,6 Prozent. CFO Zadro: „Für uns stand und steht in diesem kritischen Geschäftsumfeld die Sicherung der täglichen Liquidität im Vordergrund, denn die Bank ist ausreichend kapitalisiert, um die eingetretenen Verluste verkraften zu können und alle vertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen, insbesondere gegenüber unseren zumeist deutschen Einlegern.“

Für das Gesamtjahr 2022 erwartet der Vorstand erhöhte Abschreibungen und Risikovorsorge auf Vermögenswerte, da der Russland-Ukraine-Krieg zu einer wesentlichen Verschlechterung der Gesamtkreditrisiken geführt hat. Dem dadurch verursachten Anstieg des Risikokapitalbedarfs wirken jedoch die Einstellung des Neugeschäfts und der sich daraus ergebende aktive Portfolioabbau entgegen. Insgesamt erwartet der Vorstand, dass das ökonomische Kreditrisiko der Bank sogar sinkt und die Liquiditätssituation im Jahr 2022 jederzeit angemessen sein wird, da die VTBE über einen bedeutenden Barmittelbestand verfügt.

„Unser Fokus liegt jetzt auf der Sicherstellung der operationellen Tätigkeiten sowie der Aufrechterhaltung eines geordneten Geschäftsbetriebs,“ sagt Frank Hellwig, der als CEO von der BaFin eingesetzte Sonderbeauftragte. „Wir konnten innerhalb von wenigen Monaten zahlreiche Dienstleister ersetzen, die eine weitere Zusammenarbeit mit der Bank aufgrund der aktuellen politischen und rechtlichen Situation kurzfristig gekündigt hatten. Darüber hinaus können wir weitere, zuvor ausgelagerte Prozesse, inzwischen im eigenen Haus erbringen.“

„Die VTBE befindet sich wegen der Auswirkungen der Sanktionen und der Untersagung des Neugeschäfts im Prozess einer geordneten Verwaltung und Abwicklung des Bestandsgeschäfts,“ so Hellwig, „andere Szenarien, wie einen Verkauf und damit einen Eigentümerwechsel, zeichnen sich angesichts der bestehenden Sanktionen gegenüber der russischen Muttergesellschaft der Bank nicht ab.“

Der vollständige Geschäftsbericht der VTBE und die wichtigsten Kennziffern des ungeprüften Ergebnisses des ersten Halbjahres 2022 sind auf der Website zum Download verfügbar.